"die meißten Menschen wollen nicht eher schwimmen, als bis sie es können" (H. Hesse)
klingt logisch oder?
weil : wenn man nich schwimmen kann dann is das mit dem ertrinken sone sache ...
aber eigentlich, wenn man mal genauer hinsieht, verhält sich die Logik hier genau andersrum.
Hesse sagt, dass viele Menschen nicht eher ins Wasser gehen, bevor sie schwimmen gelernt haben. Wie aber soll man Schwimmen lernen, wenn man es nicht im Wasser selbst lernt. Natürlich kann man die Theorie dazu lernen, nur den eigentlichen Vorgang , den muss man dann schon direkt im Wasser hinlegen. Es muss ja nicht immer gleich eine Tiefwasserzone sein.
Nur Hesse wäre nicht Hesse, wenn er sich wirklich über das Schwimmen derart unterhalten würde.
Dieses Zitat ist also vielmehr in einem größeren, globaleren Zusammenhang zu sehen.
Man kann diesen Sachverhalt auf eine Vielztahl von Situationen und Szenarien anwenden.
Sehen wir das Wasser als das Leben und das Schwimmen als das Leben eines Lebens. So verhällt es sich so, das viele Menschen Halt und Orientierung suchen, damit sie ihr eigenes Leben leben können; oder anders gesagt: es sich zu leben trauen. Aber wirklich nach den Eigenen Vorstellungen leben, das können sie nicht. Es kann nicht möglich sein, da sie entweder an Gesellschaftliche Normen oder Erwartungsbilder gebunden sind oder aber sich immerfort an einem Ideal orientieren, das wiederum nicht den persönlichen Lebensweg beschreibt.
Ich denke auch, dass die Angst vor dem Entschluss gänzlich sein eigenes Leben zu leben qausschlaggebend für das 'Nichtschwimmen' ist. Denn Hesses Fazit wäre ein konsequentes leben nach seinen eigenen Vorstellungen, Normen, und Bedürfnissen ohne jegliche Rücksicht auf die Gesellschaft oder das persönliche Umfeld. Es bedarf jedoch einer gehörigen Portion Mut und Entschlossenheit um sich der liebgewordenen Ideale und Vorstellungen zu entsagen. Dazu kommt die Ungewissheit über den "richtigen Weg". Da es kein Ideal gibt, gibt es auch keine Kontrollinstanz, die einem sagt, das der aktuelle Weg der korrekte ist. Entschließt man sich also nun einen zumindest eigenen Weg zu gehen, so bleibt die Ungewissheit über die Richtigkeit dieses Weges; über die Richtigkeit der Entscheidung.
Ein anderes Szenario:
Wenn du jemanden Liebst, von ganzen Herzen, soTritt in dir die Frage auf, ob es denn so rechtens sei; Ob der Gedanke oder vielmehr der Wunsch nach einer Lebensgemeinschaft auf lange Sicht nicht eh ein Irrlicht der eigenen Benommenheit sei oder dieser Wunsch nicht auch gänzlich das Todesurteil dieser Bezihung sei. Hesses Antwort darauf wäre einfach zu schwimmen und wenn es sein muss darauf zu vertrauen, dass man das Schwimmen spätestens beim Untergehen lernt. Hesse schrib in Demian durch Eva, das man seine Wünsche gänzlich lieben und fordern muss, damit sie auch in Erfüllung gehen.
"Sie solln sich nicht an Wünsche hingeben, an die sie nicht glauben! [..] sie müssen diese Wünsche aufgeben können oder sie ganz und richtig wünschen.Wenn Sie einmal so zu Bitten vermögen, dass Sie der Erfüllung in sich gewiss sind, dann ist auch die Erfüllung da. Sie wünschen aber und bereuen es wieder und haben Angst dabei. [...] Liebe muss nicht bitten; auch nicht vordern. Liebe muss die Kraft haben in sich selbst zur Gewissheit zu kommen. Dann wird sie nicht mehr gezogen, sondern zieht! Sinclair - ihre Liebe wird von mir gezogen. Wenn sie mich einmal zieht, so komme ich. Sie müssen lieben um sich selbst zu finden, die meißten aber lieben um sich dabei zu verlieren."
Freitag, Juni 23, 2006
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