Donnerstag, April 27, 2006

im Ernstfall: Nothammer mit Fenster einschlagen

Ist jeder Mann nur ein verkappter Autist?
- verliebt in ein System aber unempfänglich für die Gefühle anderer?

Neben mir liegt der Hammer. B. wüsste wovon ich redewenn er das den lesen würde.

Dieser Hammer jedenfalls hat eine lange und sehr gepflegte Beziehung mit mir geführt, oder tut es auch heute noch. Eine Zeitlang habe ich mit ihm im Bett geschlafen. Er lag einfach irgendwann drin und ich war nur zu faul ihn hinauszuwerfen oder ihn nur mit dem Fuß bis ans Ende des Bettes zu schieben. Ich hatte eben jenen Elan und Drang ihn aus dem Bett zu entfernen, wie ich heute und schon seit Wochen den Ansporn habe mein Bett begeh- oder besser beschlafbar zu machen. Ich habe keine Lust und das Ausklappen eines Sitzkissens für die Hollywoodschaukel geht schneller und vA mit weniger Aufwand.
Nun - da liegt sie - meine Hammerbeziehung.
Es ist eine Beziehung. Nur das Schöne an ihr ist, dass ich erstens nicht all zu intensiv emotional an den Hammer gebunden bin und das vor allem sich der Hammer nicht verselbstständigen kann, jedenfalls nicht psychisch, denn noch liegt er 1m über der energetisch günstigeren Ablagefläche - dem Erdboden.
Und dennoch war es nicht wirklich eine Beziehung.
Es ist im Leben oft so, zumindest scheint es mir so, dass es einen Notfallhammer gibt. Ich meine damit nicht das rote wunderversprechende – Plaste – Notfallhämmerchen in der S-Bahn, welches auch nur einmal pro Wagon im Feuerlöscherkasten (mittig) zu finden sein sollte, oder den ausnahmsweise zweckentfremdeten baugleichen Hammer im Bus der Linie 255.
Wenn du eine Beziehung führst, dann ist es so, dass man scheinbar eine Art Notfall-hammer zwischen sich und der Beziehung anlegt.
Es kommt nur darauf an der erste zu sein, denn sonst wird die Betziehungsblase von deinem Gegenüber zerschlagen. Und du stehst dann da - mit dem Rest - mit den Scherben.

Gestern hatte ich zentrale, brandenburgische Abiturprüfung im Grundkurs Deutsch.
Ich habe mich für das Gedicht von Eichendorff entschieden. Ich weiß, viele sagen "du bist wahnsinnig, wenn du sowas machst" aber ich bin ein verkappter Romantiker und darum habe ich mich an folgendes herangetraut:

Entschluß

Gebannt im stillen Kreise sanfter Hügel,
Schlingt sich ein Strom von ewig gleichen Tagen,
Da mag die Brust nicht nach der Ferne fragen,
Und lächelnd senkt die Sehnsucht ihre Flügel.

Viel andre stehen kühn im Rossesbügel,
Des Lebens höchste Güter zu erjagen,
Und was sie wünschen, müssen sie erst wagen,
Ein strenger Geist regiert des Rosses Zügel. -

Was singt ihr lockend so, ihr stillen Matten
Du Heimat mit den Regenbogenbrücken,
Ihr heitern Bilder, harmlos bunte Spiele?

Mich faßt der Sturm, wild ringen Licht und Schatten,
Durch Wolkenriß bricht flammendes Entzücken -
Nur zu, mein Roß! wir finden noch zum Ziele!


Es ist verwirrend auf den ersten Blick , aber es beschreibt so wunderbar das Leben an sich.
Es ist typisch romantisch. Es handelt von dem Bruch einer alten Welt- eines Paradieses - in zwei neue Welten. Davon ist die eine kühn und voller Aktion und die andere voller verschlossener Gelassenheit.
Man kann diese 2 Pole überall finden. Ob man nun sagt es seien Gut oder Böse, Jing oder Jang, Stalin oder Hitler, der Palästinenser oder der Israeli, Feuer oder Wasser


Jedenfalls befindet sich der Mensch, wenn man es denn aus der romantischen Sicht sieht, stets auf einem Weg zwischen den Beiden Polen. Er - der Romantiker - versuch beides in Einklang zu bringen.
Warum sehe ich mich denn dann so als Romantiker? Was will ich denn in meinem Leben vereinen und vor Allem , was hat denn die alte Welt zerstört? oder gab es überhaupt eine alte Welt?

Ich will versuchen den romantischen Gedanken in dem zu finden, was jüngst in meiner Vergangenheit liegt.
Es sollte klar sein, dass ich damit S. meine.
Sie hat den Hammer genommen und unsere Beziehung in zwei Hälften geschlagen. Da ist ihre Seite, von der ich vermute, dass sie entweder geknifft und sauber weggelegt in irgend einer Schublade verstaubt oder sie gleich und nicht erst zur nächsten Entrümpelungsaktion weggeworfen und durch eine neue ersetzt wurde.
Und da ist die andere Seite - meine. Sie sieht so ähnlich aus wie mein Zimmer. Chaos wo man nur hinsieht. aber es gibt da einen gewissen Unterschied. Das Chaos in meinem Zimmer hat für mich eine gutdurchdachte Struktur... nur diese zweite Hälfte eben nicht. Sie ist voller Chaos und es entsteht inwändig in mir folgendes Bild:
In S.s Zimmer gibt es ein Bücherregal, was den Raum in zwei Hälften teilt. Mitten in diesem besagten Regal steht die Lasche eines Kartons, den ich ihr zum Geburtstag (glaube ich) geschenkt habe und auf dem "Ich liebe dich" steht. Und auf der einen Seite des Raumes steht S. und macht irgendwas ka.. Ich stehe auf der anderen Seite und das starr , regungslos, entsetzt, verwirrt- irgendwie wie mit so’nem kattatonen Stupor - und um mich herum fliegen Zettel oder nur Schnipsel von Zetteln. Übrigens stehe ich, für diejenigen, die ihr Zimmer kennen, auf der Seite mit der Tür, dem Hochbett und dem Schrank.
naja da steh ich also.
Man kann natürlich - das ist mir bewusst - ihr nicht vorwerfen, dass sie allein dafür verantwortlich ist. Sowieso muss man fragen ob es für das Ende einer Beziehung eine Schuldfrage geben kann. Bin ich schuld , weil ich so wenig Zeit hatte? Oder ist sie schuld, weil sie nicht einsehen konnte, dass ich nicht so viel Zeit hatte.
Gestern habe ich mich dabei ertappt, wie ich mich noch heute versuche für alles zu rechtfertigen, was in unserer Beziehung falschgelaufen ist. Es ist zB das nächtliche Anschweigen im Bett oder gar nur das Umdrehen. Ich habe sogar die Doublebindtheorie erläutert, was ich sonst nicht tue. Aber warum mache ich das?
Für mich. Ja das ist eigentlich die Antwort darauf. Nur für mich. Für mein eigenes inneres Chaos. Ich versuche jetzt seit ’nem Monat oder wie lang es nun schon her ist, einfach Ordnung zu schaffen und eine Inventur zu schaffen. Dabei fällt es schwer das ein e vom Anderen zu unterscheiden. Denn wenn ich nun berichte von zB dem oben erwähnten Wegdrehen, wenn man einschläft, dann versuche ich meist nur meine Gründe dafür zu nennen und S.s Reaktion darauf.
Oft - und das kreide ich mir selbst auch an - frage ich mich eben nicht, warum der andere sich so äußert. Wie kam sie nur auf die Idee, dass ich sie nicht mehr lieben würde, nur weil ich mich mit dem Gesicht zur Wand schlafen legte, und v A warum habe ich nicht das selbe gedacht, wenn sie sich umdrehte?
Es gibt wie gesagt zahlreiche Situationen, in- nein - für die ich mich noch immer rechtfertige. Es sind quasi ihre direkten oder impliziten Anschuldigungen, mit denen ich nicht klar komme - mit denen ich nicht abschließen kann. Es ist so viele und ich frage mich, warum ich noch soviel darüber rede. Ich habe den Drang alle diese Sachen jemanden wenn nicht jedem zu erzählen. Dabei entsteht natürlich ein sehr negatives Bild von ihr. Es ist ja auch nicht anders möglich, denn ich sehe diese erzählten Momente als solche, in denen ich mich als zu-unrecht Beschuldigten sehe.
Aber das kann und soll nicht mein Ziel sein. Eine Beziehung einfach zu negativeren.
Was täte ich nur dafür, wenn Klarheit herrschen würde.
Das Beste wäre, wenn ich ihre Seite gänzlich verstehen würde. Aber das ist schwer und ohne Antworten von ihrer Seite wohl auch nicht machbar. Ich verstehe nur ihre stetige Betrübtheit über diese eigentlich nichtigen Dinge nicht.
Und wenn diese dann Ursache für unseren Bruch sind, dann verstehe ich auch nicht die Ursache und stehe vor einem Abgrund, der sich einfach so aufgetan hat und den keiner so leicht schließen kann.
Da sind sie die 2 Welten. Es sind zweimal zwei Welten. Es sind die Zukunft und die Vergangenheit und Sie und ihre Ansicht, sowie meine Sichtweisen darauf. Diese , v A die letzten beiden will ich vereint wissen. Ich will nicht, dass alles auf einen Nenner kommt, aber ich will es verstehen und das fällt mir verdammt schwer.
Natürlich könnte ich mich mit ihr über so was mal aussprechen, aber welchen Ausgang sollte das haben? Mit ihr zu reden, lässt für mich nur zwei Enden zu . Es ist die perfekte Harmonie, die schnulzige Rettung einer verlorengeglaubten Beziehung oder es ist das Erbrechen bzw. der Zusammenbruch meinerseits, weil mir jedes Wort und die Hoffnungslosigkeit auf die erste Möglichkeit einen tiefen Tritt in die Magengrube bedeutet.
Aber will ich sie denn zurück? Will ich denn diese Beziehung "retten" ? Ist es denn möglich sich so auszusprechen, dass wenn man die Beziehung neu anfängt, man nicht wieder vor ähnlichen Problemen steht?
S. hat immer gesagt, wir müssten mehr miteinander reden. Dem hatte ich nichts hinzuzufügen. Aber redete ich über ein Problem von mir, so gab es meist eine Reaktion, die mich veranlasste das nächste Mal eben nichts zu sagen. Und so bin ich wieder am Rechtfertigen von Begebenheiten.
Ich bin ein Romantiker und versuche einen - meinen goldenen Mittelweg zu gehen.
Vielleicht versuche ich zu objektiv zu sein und sehe dadurch die Welt nur durch meine , nicht aber durch ihre Augen. Ist es denn möglich die Welt aus anderen Augen zusehen?
Natürlich bin ich mir bewusst, dass alles was ein Mensch fühlt, sieht, hört, riecht nur eine subjektive Wahrnehmung, und jede Kommunikation darüber ebenfalls subjektiv ist. Dazu kommt, dass der Zuhörende diese Nachricht selbst ebenfalls Interpretiert. Das es also in unserem Leben nichts wahrhaft objektives gibt. Also bleibe ich möglichst rational im Rahmen meiner eigenen Wahrnehmung.
Das ist alles ziemlich schwer zu beschreiben.
natürlich will ich , auch wenn mir meine Ansicht über das Wegdrehen sehr logisch und , da ich diese Handlung selbst inizirt habe , sehr nachvollziehbar halte, ihre Verstehensweise selbst begreifen.
Meistens aber mit dem Hintergrund ihr zu zeigen, dass man das auch anders sehen kann. Das versuche ich meist auch bei anderen Begebenheiten. Bin ich also ein hemmungsloser Egoist, der nur seine Sichtweise zulässt, oder ist meine Sichtweise, sofern ich mich nicht überzeugen lasse die richtige aber mein Gegenüber ist zu selbstverliebt?
Ich weiß es nicht. Ich denke, dass es ein Mittelweg ist. Das manchmal ich zu sehr an meiner Sicht festhalte und manchmal jedoch ich mich wirklich nur aus Bequemlichkeit umdrehe oder mich zum Schlafen auf den Boden lege.
Gibt es denn für alles eine finale Ursache?
Gibt es einen Grund, warum ich mich umgedreht habe, und die Bequemlichkeit ist nur eine Ausrede? Gibt es einen anderen Grund dafür, dass ich wochenlang mit einem Hammer im Bett geschlafen habe, als den, dass ich zu faul war ihn hinaus zu schieben?
Jedenfalls hat sich die Frage um den finalen Grund unserer Trennung leicht verändert.
Ich habe erfahren, oder vermute vielmehr, denn sicher weiß ich es nicht oder will es nicht wissen, dass der Grund für das Ende nicht die mangelnde Zeit, als vielmehr Der Kerl aus dem Rheinland war.
Kann man das einem nicht sagen?
Dieser einmalige Ausrutscher schien wohl mehr zu sein als nur ein Versehen. Entfernung scheint ja ferner nun keine Rolle zu spielen. Aber was nützt mir das Spekulieren?
Oder anders, was nützte mir die Gewissheit, die ich suche?
Ich verstehe sie nicht und ich weiß nicht, ob ich sie, sei es den möglich, auch gänzlich verstehen wollte. Es ist zum Einen die Angst vor dem Resultat. Evtl. bin ich selbst nur eineinhalb Jahre der Notnagel gewesen, eine Projektionsfläche eines Liebesdranges. Zum anderen ist es wieder die Frage, ob ich dann nicht erwarte, dass die Beziehung weiterlaufen würde. Wäre, oder vielmehr - ist das dann nicht die Beziehung, von der ich so oft träume?
Es ist doch eben jene innige Beziehung, in der ein Platz für den Hammer gar nicht existiert.
Es ist die völlige Verbindung zweier Menschen. Das völlige Verstehen und Vertrauen.
Gibt es denn so etwas?
Heute Nacht habe ich wieder von ihr - jener Ann' Katrin oder Lena oder wie auch immer - geträumt. Es war ein skurriler Traum, dem ich eine Deutung beilegen kann, es aber scheue zu tun, denn diese ist eigentlich nicht schön.

Ich träumte, dass wir uns auf einer Party sehen und Basti uns danach nach Hause fährt. Dort angekommen gehen wir nach oben in das Schlafzimmer meiner Eltern ( ich zögerte gerade, da ich nicht wusste, ob es das meiner Eltern oder das meiner Mutter sei, aber ich entschloss mich doch für ersteres, denn sei es nur das meiner Mutter, so empfände ich ein Ungleichgewicht.).
Sie steht oben und ich bin noch nicht ganz da , da sagt sie mir, dass sie mit mir schlafen wolle. Ich verneinte ihren Wunsch und rechtfertigte mich damit, dass wir doch noch gar nicht allzu lange zusammen seien. gänzlich oben angekommen, nahm sie mich in die Arme. Sie ist etwas kleiner als ich und, damit ich sie und sie mich besser halten und sehen konnte, ging ich wieder eine Stufe zurück. Dann sahen wir uns in die Augen. Sie hat ein wunderbar schönes Gesicht. Ich hatte zum ersten mal die Gelegenheit sie so nah vor mir zu sehen. Dann begannen wir uns zunächst zaghaft zu küssen.
Was seltsam war, war die Frage von ihr wo wir sein. Ich erzählte ihr dass sie mir sagte, dass sie hier wohne. Nur dieses HIR war nun mal das Obergeschoss meines Hauses.
Später erzählte ich ihr so viel über mich und sie gab mir das Gefühl mir zuzuhören und mir beizustehen. Es war ein sonderbar sicheres und warmes Gefühl. Doch als ich mich umdrehte war sie fort und ich erwachte .

Eben gerade hatte ich wieder dieses Phänomen, dass sie über meine Schulter schaut. Es ist verdammt schön.
Umso mehr macht mir die Interpretation Angst.
Wenn sie in meinem Hause wohnt, und das Haus nun nicht das Haus, sondern ich selbst bin, dann hieße das, dass sie nur Konstrukt meiner Gedanken, wenn nicht sogar gänzlich ich selber bin oder ist.
Das bedeutet, dass ich diese Person nicht finden kann außer in mir selbst.
Ist sie die Ahnung einer realen Person? oder ist sie die Verkörperung meiner inneren Selbstfindung?
nichts desto trotz sind ihre Träume mir die schönsten. Und sei es nur dieser Tagtraum, dass ich sie hinter mir stehen weiß und ihre weichen warmen Wangen an meinen spüren kann.

Wenn es der Wunsch des Romantikers ist, die zwei extreme zu vereinen, also Abbild und Ahnung, und er darin seine Erfüllung sieht, dann ist das für mich die Suche nach dem erahnten Wesen, das meinem Abbild von mir selbst vollends gleicht.
Aber ist es nicht wahrscheinlicher daran zu Grunde zu gehen?
Und ist es nicht ebenso Wahrscheinlich, dass jede Beziehung, von der man anfangs so närrisch überzeugt ist, einen Hammer enthält, den man nicht sieht und den irgendwann einer der beiden nimmt und die Käseglocke aus idealem Traum und verdrängter Realität zerbricht?
Es ist so wahrscheinlich und das ist es, was mich so unendlich traurig macht, und die Suche bis in die Ewigkeit verlängern lässt.
Nach meinem Glauben - meiner Religion - wird jene Suche erst im Jenseits beendet werden. Ich werde erlöst, von dieser Qual des Suchens und des Leidens. Des stetigen Wiedergeborenwerdens.
Aber ist das nicht naiv?
Ich denke nicht, denn auch wenn der Tot nichtsweiter als das Ende ist, so ist er auch das Ende der Suche.
Der Suche nach dem Abbild seiner selbst.
Solange ich jedoch noch lebe, ist das Schicksal in meinen Händen und es ist meine Aufgabe meinen Weg zu gehen und meine Suche fortzuführen. Oder mich eben vom Leben tragen zu lassen, wie das lyrische Ich in der letzten Strophe sich von seinem Pferd tragen lässt und es eben nicht in eine der zwei Welten drängt.

ich wünsche eine gute Nacht
Johan

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